Die Grenzen von Praga Süd

Wenn man vom Auto aus Warschau entlang der viel befahrenen Siekierkowska-Route verlässt, ist es kaum zu glauben, dass wir in dem Lärm-, Kommunikations- und visuellen Chaos bald links vor dem Fenster einen grünen Fleck sehen werden, der unter Schutz steht. Mittlerweile umfasst dieses 1983 geschaffene Naturschutzgebiet etwa 60 Hektar und sein Name erinnert fast jeden Polen an die Schulzeit. "Olszynka Grochowska", wie das Reservat genannt wird, ist natürlich der aus dem Geschichtsunterricht bekannte Ort der blutigsten Schlacht des Novemberaufstandes. In dem tagelangen Zusammenstoß verloren die Polen und die Russen etwa 15.000 Tote und Verwundete von 100.000, die an der Schlacht teilgenommen hatten. Alles geschah am 25. Februar 1831. "Olszynka" war ein Wald, in dem polnische Aufständische ihre Stellungen besetzten. Umgeben von Feuchtgebieten blockierte sie effektiv die Zufahrt nach Praga und die einzige Brücke über die Weichsel zu dieser Zeit. Die Schlacht gilt als ungelöst, weil sich beide Seiten zurückgezogen haben: die Polen in Richtung Warschau und die Russen - nach Osten. Das Reservat wurde gegründet, um "aus historischen, landschaftlichen und sozialen Gründen ein Waldfragment zu erhalten, das auf dem Gebiet des Schlachtfeldes von Grochów wächst". Das Gebiet ist fast vollständig mit Wald bedeckt - Bestände mit Stieleiche und zahlreichen Beimischungen von Erle, Laublinde, Spitzahorn, Bergahorn und Esche. Olszynka Grochowska ist eine der wenigen Gemeinden in der Nähe von Warschau, in denen die Englische Ulme vorkommt. Ein kleiner Teil des Waldes besteht aus Nadelwäldern mit Kiefern und Silberbirken. Das Gebiet wird von den Kanälen Kawęczyński und Rębertowski umspült. Es gibt etwa 40 Brutvogelarten im Reservat. Die seltensten und interessantesten von ihnen sind der Grünspecht, Buntspecht, Feuerspecht und Kugelschreiber. Das Reservat kann besichtigt werden - dort sind ca. 4 km Wanderwege markiert. Im nordöstlichen Teil des Reservats, an der Kreuzung der Szeroka- und Traczy-Straße, wurde ein Denkmal für die im Kampf gefallenen Aufständischen errichtet, während entlang der Traczy-Straße die "Aleja Glały" in Form von Findlingen noch ausgebaut wird mit Gedenktafeln. In der Kamionkowskie Błonia Elekcyjne wird jedes Jahr regelmäßig ein Kampf mit Reenactors aus Polen und dem Ausland gespielt. Entlang der südlichen und östlichen Grenze des Reservats verläuft der Radweg der Warschauer Schlachten, ein 52 Kilometer langer Weg, der von Warszawskie Aleje Ujazdowskie nach Radzymin führt. Quelle: Eligiusz Kozłowski, Mieczysław Wrzosek "Geschichte der polnischen Waffen 1795-1939", Warschau, 1984