Alte Apotheke

Das in der hohen Fischstraße (heutige Baderstraße) jenseits des Marktes an der Ecke zur Lappstraße gelegene Haus soll um 1387 auf zwei benachbarten Grundstücken erbaut worden sein. Der älteste Teil des Hauses, die Brandmauer zwischen den Häusern, ist aus dieser Zeit erhalten geblieben. Das jetzige Haus ist um1444 entstanden und ist damit das älteste noch stehende Fachwerkhaus in Mecklenburg und Vorpommern und eines der ältesten in Norddeutschland überhaupt.
Bemerkenswert sind die große Dielenhalle mit offener Feuerstelle sowie der im Obergeschoss befindliche, neogotisch ausgemalte Raum. Leider sind diese Räumlichkeiten der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Im Laufe seiner Geschichte wechselte das Haus mehrfach den Besitzer und ist umgebaut worden. So wurde der mittelalterliche Steingiebel an der Lappstraße um 1600 durch einen Fachwerkgiebel aus Eichenholz ersetzt. Um 1850/1851 erfolgte eine weitere gründliche Haussanierung, wobei eine Putzfassade im Rundbogenstil, die derzeitige Diele und die neogotischen Fenster zur Hofseite neu geschaffen wurden.

Das wohl bekannteste Kapitel der Geschichte dieses Hauses begann um 1705 mit der Einrichtung einer Apotheke durch Niclas Henning, die das Haus bis in die 60er Jahre des 20. Jh. prägte. Von der ungeliebten zweiten Apotheke (der damalige Rat hatte der Ratsapotheke versichert, keine zweite Apotheke innerhalb der Ringmauern zu dulden) über die Garnisonsapotheke und „Königliche Apotheke“ zur „Alten Apotheke“ führten 13 Apotheker die Geschäfte dieses Hauses.
Nach ihrer Verstaatlichung wurde daraus die „Poliklinik-Apotheke“, die 1953 für den Publikumsverkehr gesperrt und der Universität als „Universitäts-Apotheke“ angegliedert wurde, mit der Aufgabe, die Kliniken zu versorgen. Den Ansprüchen, die an eine moderne Universitätsapotheke gestellt werden, konnte das alte Gebäude aber nicht mehr lange gerecht werden. Mit dem Neubau der Universitäts-Apotheke in der Rathenaustraße endete 1961 die zweieinhalb Jahrhunderte dauernde Tradition der Apotheke in der Baderstraße.
Die Räumlichkeiten wurde weiter durch das Hygiene-Institut der Universität genutzt. Von 1966 bis 1989 befand sich hier der Lehrstuhl für Arbeitshygiene. Es folgte ein der Bausubstanz nicht zuträglicher Leerstand bis zur Sanierung und Restaurierung 2002 durch die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Das Gebäude gehört heute zur Stiftung „Alfried-Krupp-Kolleg Greifswald“. An der Ecke zur Lappstraße befindet sich heute der Uni-Laden.

(Quelle: Greifswald Haus für Haus, Heft 3, 1996)