Wie lasterhaft ist doch die Neugierde! Nun, da meine Kräfte
nachlassen schreibe ich meine Geschichte auf für all jene, die
mir folgen werden. So lest denn meine letzten Zeilen, bevor der Tod
mich ereilt und meine Knochen für alle Ewigkeit den
verfluchten Schatz bewachen ….
Vor wenigen Tagen fuhr eine prächtige Kutsche, gezogen von
vier feurigen schwarzen Hengsten, in unserem kleinen Städtchen
vor. Die Neugierde trieb uns alle aus den Häusern. Jedoch kam
kein König oder Fürst um uns einen Besuch abzustatten.
Ein Kaufmann aus Transsylvanien war es, auf der Durchreise mit
seinem buckligen Diener Oleg. Beide waren mir vom ersten
Augenblicke an nicht geheuer. Oleg war ein monströser Riese,
triefäugig und hinkend, der stets unverständliches vor
sich hinbrabbelte. Der Kaufmann war von hagerer Gestalt, ging sehr
aufrecht und knochensteif. Über seiner Hakennase blickten
durchdringende Augen jeden grimmig an, als wollten sie ihn in
Stücke reißen. Er kleidete sich in sehr kostbare, jedoch
altmodische Gewänder, und es ging eine eigenartige Kälte
von ihm aus, welche einen erschauern ließ, sobald man sich
ihm näherte.
Eines Abends wurde ich Zeuge eines merkwürdigen Geschehens:
Der bucklige Oleg humpelte unbeholfen aus dem Quartier des
Kaufmanns. Ich war erstaunt, denn sonst hatte ich ihn noch niemals
ohne seinen „Herren“, wie er den Kaufmann zu nennen
pflegte, erblickt. Er kletterte schwerfällig auf den
Kutschbock und trieb die Gäule an. Die Kutsche entfernte sich
in rasanter Fahrt in Richtung des Waldes bis zu der Stelle, an
welcher die Blutbuche steht, dem Orte, an welchem Mörder und
Verbrecher ihre gerechte Strafe ereilt. Da ich eine Abkürzung
kenne konnte ich ihm folgen und war zeitgleich mit ihm zur
Stelle.
Bei der Blutbuche angelangt sprang er vom Kutschbock und nahm einen
schweren Sack aus der Kutsche. Dabei schüttelte er seinen
unförmigen Schädel und stammelte wie in irrem Wahn:
„Meister, ich werde dir gehorchen. All deine Macht wird mit
mir sein und mir dabei helfen, dein Geheimnis zu
wahren“.
Er wandte sich nun in Richtung OstNordOst, bog jedoch nach wenigen
Schritten plötzlich auf einen Weg links in den finsteren Wald.
Bei der Abzweigung, die er nach wenigen Metern erreichte, hielt er
lauschend inne, als ein Tier im Gebüsche raschelte. Ein
Käuzchen schrie seinen Lockruf durch die schwarze Nacht. Er
grunzte zufrieden, als wäre das für ihn ein gutes Omen
und beschritt den Weg welcher nach links abzweigte. Das dürfte
ungefähr WestNordWest gewesen sein. Eine Strecke weit ging es
auf diesem steilen Wege bergan.
Unvermittelt hielt er bei einem Baum am linken Wegesrande um einen
Gegenstand aus seinem Sack zu nehmen: „Mein kleiner
geflügelter Freund“ sprach er, beinahe zärtlich
„du wirst mir helfen den Schatz zu bewachen“. Heimlich
schlug ich eine Markierung an diesen Baum, da ich nicht wusste,
wohin uns unser Ausflug führen würde. Ich nahm mir vor,
dieses regelmäßig zu tun, wenn unsere Wanderung vom Weg
ab und in den Wald führen würde, damit ich später
den rechten Weg wieder finden konnte.
Wieder ging es ein gutes Stück bergan. Dieses Mal ging der
Bucklige nach einiger Zeit des Aufstiegs rechter Hand weit in den
Wald hinauf und sprach mit einem Knochen, den er in der Hand hielt!
„Mein kalter Bruder, du wirst ab jetzt dieses Geheimnis
wahren“. Was für ein Geheimnis meint er bloß?
Wieder markierte ich unseren Weg durch den Wald.
Dann plötzlich fuhr mir der Schreck in die Glieder: Der
Schatten des Riesen hinkte in einer Geschwindigkeit, welche man dem
ungeschlachten Riesen gar nicht zugetraut hätte, auf mich zu.
Ich versteckte mich voller Furcht hinter einem Strauche, dieweil
Oleg, wirres Zeug brabbelnd, zum Wege zurückstolperte um
diesem anschließend bergab zu folgen in die Richtung, aus der
wir gekommen waren.
Zurück an jener Abzweigung angelangt, an welcher er zuvor den
Ruf des Käuzchens vernommen hatte, stieg er ohne zu
zögern bergan in Richtung Norden, bog jedoch bald am rechten
Wegesrand wieder in den Wald. Nach einer halben Ewigkeit – so
schien es mir – verharrte er im fahlen Lichte seiner Laterne.
Er bückte sich und hob einen flachen Stein an. War es ein
Grabstein? Mir lief es kalt den Rücken hinab. Da erblickte ich
plötzlich ein kleines Stück Pergament auf dem Boden. Es
schimmerte merkwürdig gelb und fühlte sich seltsam glatt
und kühl an. Ich entfaltete es und konnte merkwürdige
Zeichen darauf erkennen, die ich jedoch nicht verstand.
Sorgfältig verstaute ich es in meiner Tasche, denn ich nahm
an, dass dieses Pergament mir noch von großem Nutzen sein
konnte.
Nach einiger Zeit des Verharrens keuchte der Bucklige irre kichernd
wieder zurück auf den Weg und ging bergan. Seine Laterne
schwankte hin und her, als er linker Hand wieder im Unterholz
verschwand. Doch plötzlich fing das Licht an, höher und
höher zu steigen! Mir deuchte das alles unglaublich und
merkwürdig. Ich konnte mir nicht vorstellen, was er damit
bezweckte. Aber ich verfolgte sein Treiben aufmerksam weiter,
bemüht, mir jede Einzelheit im Gedächtnis zu
behalten.
Wieder ging er auf dem Weg weiter bergan, um nur kurze Zeit
später erneut rechts davon mit irrem Blick den gigantischen
Wirbelknochen eines Mutantentieres zu rütteln und
Beschwörungen über ein haariges Wesen zu murmeln.
Weiter keuchte der Riese den Berg hinauf. Seine Bewegungen wurden
langsamer, als er sich seinen Weg linker Hand den Berg hinauf durch
dichtes Unterholz bahnte. Erneut nahm er einen Gegenstand aus
seinem Sack, den er sorgfältig versteckte.
Noch ein letztes Mal ging er danach vom Wege ab. Dieses Mal
wälzte er mit einem irren Aufschrei seinen massigen
Körper durch das dichte Unterholz am rechten Wegesrand. An
einer prächtigen Buche machte er halt. Er brüllte auf wie
ein wildes Tier, so dass sich mir alle Haare sträubten vor
Grauen. Seine monströse Pranke presste er mit gewaltigem Druck
in den Stamm der Buche, so dass ein Zittern durch alle Äste
des geschundenen Baumes ging. Der Abdruck den er hinterließ
war sogar für mich sichtbar!
Anschließend rannte er weiter den Weg entlang, wie von einem
gewaltigen inneren Zwang getrieben. Mir schwanden beinahe die
Sinne, so sehr wurde ich von Furcht gepackt. Aber ich trieb mich
zur Eile, denn der Riese war in seinem Wahn so flink wie ein Wiesel
und ich hatte die größte Mühe, ihm zu folgen.
Da blieb er plötzlich stehen. Eine große Kiste zog er
aus seinem Sack und vergrub sie bei einer Wurzel, so viel konnte
ich erkennen. Dann verschwand er unter wildem Gekicher und
Gebrabbel in der Finsternis des Waldes. Ich jedoch grub die Kiste
aus der Erde und versuchte, sie zu öffnen. Jedoch kam ich
nicht dazu, einen Blick hinein zu werfen. Denn noch während
ich damit beschäftigt war das Schloss gewaltsam zu öffnen
rauschte ein schwarzer Schatten um mich. Ich spürte keinen
Schmerz, nur eine Woge des Grauens und eine Art von Kälte, die
nicht aus dieser Welt stammen konnte.
Dann schwanden mir die Sinne und ich sank bewusstlos zusammen. Als
ich erwachte fühlte ich mich unglaublich schwach. Irgendein
Tier oder ein Dämon musste mir eine schreckliche Wunde am
Halse zugefügt haben, die stark blutet und mich sehr
schwächt. Ich spüre, wie das Leben langsam aus mir
entweicht. Meine letzten Zeilen sind darum an den Empfänger
dieser Nachricht gerichtet: Wenn dir dein Leben lieb ist so wappne
dich mit einem Kranz aus Knoblauchblüten und hänge dir
beschützende Amulette und Kruzifixe um den Hals. Nur so kannst
du dem schrecklichen Schicksal entkommen, dem ich zum Opfer
gefallen bin.
Und: Wer sich traut, der Knoblauch kaut!
Stage 2 und Stage 7 müssen nicht bewegt werden. Nach Stage 7
kommt man in der Nähe eines Jägersitzes vorbei. Legt also
bitte den Zwölfender ab und schaltet die Taschenlampe an, um
nicht verwechselt zu werden. Ihr begeht das Gebiet auf eigene
Gefahr.